Mord in Waldheim
Es war einmal im Zschopautal


Titelbild: Max Glimm
 
1. Auflage 2018, Paperback, 
18 x 11,4 cm, 162 Seiten
Preis: 12,80 EUR | Bestellung

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In einer sächsischen Kleinstadt geschieht ein Mord, doch verschwindet die Leiche. Ebenso wird ein bedeutender Mann der Stadt vermisst, nur weiß niemand, wohin er verschwunden ist. Der dortige Polizist Werner untersucht beide Fälle und führt Befragungen durch, fungiert dabei als Erzähler und Hauptfigur und stößt gleich auf eine Serie von Rufmorden. Eine unterhaltsame Novelle, die zum einen fantasievoll ausgeschmückt ist und zum anderen auch eine Sozialstudie aufmacht über den Charakter einer Kleinstadt in Sachsen und seine Bewohner – mit Status quo zum Milieu – knapp 30 Jahre nach der Wende. Der Autor überzeichnet die realen Figuren und verleiht dem Roman damit surrealen Esprit.
 
François Maher Presley bricht mit der klassischen Krimidramaturgie; eine obligatorische Auflösung des Mordes zu liefern, scheint Presley nicht nur zu profan, vielmehr verfolgt er ein ganz anderes Ziel. 
 
Manchmal ironisch, manchmal sarkastisch, aber immer auch dicht an der Wirklichkeit, verarbeitet der Autor seine Besuche in der mittelsächsischen Stadt Waldheim bzw. die dortigen Begegnungen im Jahre 2016 auf spielerische Weise und ist zuletzt Werner dabei behilflich, dessen Fälle zu lösen. Eine unkonventionelle Wendung, die homogen im Rahmen der Sprache sowie Mixtur aus realen und surrealen Noten aufgeht – literarisch.

Presse

Kommentar
Mit „Mord in Waldheim“ legt Waldheim-Gönner François Maher Presley nicht nur eine Satire über die klatsch- und intrigenfreundliche Kleinstadtgesellschaft vor. Es ist zudem im Ansatz eine Sozialstudie. Bis auf die Hauptfigur sind viele Figuren mit wenig Tiefe gezeichnet, sie gleichen Abziehbildern, sind Knallchargen der Kleinstadt. Es hat den Anschein, als hätte der Autor viele negativen Erfahrungen, die er bei seinen Besuchen in Waldheim sammeln musste, in diese Figuren gepackt und präsentiert uns jetzt eine Komödie über das Absurdistan Sachsen. Darum ist dieses Buch eine Gratwanderung, bei der die Balance des Wanderers in großer Gefahr ist, sich erst auf den letzten Metern fängt und das Ziel sicher erreicht. Die Frage ist, ob man so ein Buch schreiben und veröffentlichen sollte, das etliche Personen des gesellschaftlichen Lebens einer Kleinstadt bis an die Grenze des Justiziablen vorführt? Na klar. Denn hinter allen Skurrilitäten und Knallchargen verbirgt die Erzählung auch eine Botschaft über das Zusammenleben, über den Umgang miteinander. Schon allein deshalb hat „Mord in Waldheim“ eine Berechtigung. Und wenn man daraus lernt, über sich selbst zu lachen. Dirk Wurzel , Leipziger Volkszeitung, 16.11.2018




Meinungen

Leipziger Volkszeitung
Mord in Waldheim – Hai-Alarm am Kriebsteinsee 

Frauen, die auf Laternen klettern; Haialarm am Kriebsteinsee, ein Bürgermeister, der im Schaf-Vierspänner vorfährt und ein ominöses Verbrechen: „Mord in Waldheim“ von François Maher Presley ist eine böse Kleinstadt-Satire.

Waldheim
Herr Hecht ist Bürgermeister, fühlt sich aber als Herzog. Er reist in einer Vierspänner-Kutsche, die Schafe ziehen. Frau Schuster ist kritische Stadträtin und verfeindet mit dem Bürgermeister. Der hegt sogar Mordgedanken gegen Frau Schuster, was folgende Passage verdeutlicht: „...um sie zu entführen und gleich an die Talsperre Kriebstein zu fahren, damit sie dort als Köder für die Jagd auf Süßwasserhaie eingesetzt wird, über die man oft in der Bevölkerung sprach, wenngleich sie auch niemand gesehen hatte.“

Tragik in Nebensträngen
Das ist aber nicht der Mord, den Polizist Werner, die Hauptfigur in „Mord in Waldheim“, aufklären will, bei seinen Recherchen allerhand skurrile Szenen und nicht minder skurrile Menschen erlebt. Werners Recherchetour durch Waldheim bietet François Maher Presley die Gelegenheit, in Nebensträngen der Handlung tragische Geschichten von Übervorteilung und Korruption anklingen zu lassen, von denen man nicht genau weiß, ob sie erfunden sind oder einen realen Hintergrund haben, den der Autor literarisch weiterverarbeitet hat.

Diese Szene ist auf jeden Fall gesponnen: Ingrid Schuster, die Nemesis des Bürgermeisters, spricht mit Werner, während sie auf einer Laterne an der Schlossstraße sitzt „und Richtung Rathaus bläst.“ Es ist ein Gespräch voller Missverständnisse, in der Werner zwar etwas über das Schuster’sche Verhältnis zu einem berühmten Minibuchautor, Schöngeist und Frauenversteher namens Peter Punze erfährt, aber nichts zur Straftat. Das Herausfordernde für kundige Leser ist: Die Figuren des Buches haben reale Vorbilder, sind nach lebenden Menschen aus Waldheim und dem Altkreis Döbeln gezeichnet. Und diese Figurenzeichnung ist nicht immer vorteilhaft, womit Betroffene erst mal umzugehen müssen. So wie sich zum Beispiel der Autor dieses Beitrages in der Buchfigur „Thomas R. Wut-Zell“, Waldheim-Reporter einer Lokalzeitung, wiederfindet, dürfte das vielen anderen auch geschehen. Presley lässt Wut-Zell übrigens seinen Job verlieren und den Rest seines Daseins im Kellerberg fristen – was für ein Alptraum!

Govinda bringt (Er)Lösung
Sich selbst lässt François Maher Presley als Franz Pressler in der Erzählung auftreten. Wie auch im wahren Leben ist er Autor und bringt Hauptkommissar Werner ein Buch über Ernst Lothar Hoffmann, in das sich der Ermittler vertieft, dabei viel über Lama Anagarika Govinda erfährt und sich der Lösung des Falles nähert. Allerdings muss die Figur „Franz Pressler“ nicht in den Kellerberg oder als skurril-peinlicher Herzog mit der Schöpsenkutsche durch Waldheim fahren, er bläst auch nicht von Laternen aus in Richtung Rathaus, sondern tritt relativ neutral ohne irgendwelche Zuschreibungen auf. 

Viele Kommas
Mitbringen sollten die Leser von „Mord in Waldheim“ vor allem Konzentration. Der Satzbau ist verschachtelt, das Komma das wohl am meisten verwendete Satzzeichen. Es schadet nichts, über sich selbst lachen zu können, vor allem, wenn man sich selbst in einer der Figuren wiederfindet. Als Running Gag zieht sich der wechselnde Name eines namhaften Waldheimer Hotels durch die Buchseiten.

Künftig wieder harmloser
„Mord in Waldheim“ ist auf böse Weise lustig und auf lustige Weise böse. Einige Waldheimer haben es schon gelesen und trotzdem hat sich der Autor noch in die Stadt getraut. Sein nächstes Buch über die Perle des Zschopautals wird übrigens wieder harmloser und ein Kinderbuch sein.

 Es war einmal im Zschopautal, als ein Mord in Waldheim geschah, den ein verantwortlicher Hauptkommissar aufzuklären versucht. Dabei stößt er auf allerhand Widerstand aus der Bevölkerung, die vornehmlich ihre eigenen, nicht aber die Interessen des Polizeibeamten im Kopf hat, sofern sie überhaupt etwas im Kopf zu haben scheint, weshalb die Aufklärung des Falles für den ermittelnden Werner mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Als genüge das nicht schon, muss Werner auch noch das zum Mord zeitgleiche Verschwinden einer Persönlichkeit ermitteln. Ein klassischer Krimi ist diese märchenhafte Satire nicht, im Gegenteil, beleuchtet sie doch völlig überzogen und deshalb so wirkungsvoll eine Kleinstadt in Sachsen, ihre Bewohner und vor allem ihre Politiker, und endet das Buch gänzlich anders als gemeinhin zu erwarten wäre. Das gesamte Personal in diesem Stück gedeiht ob seiner Dramaturgie zu skurrilen Persönlichkeiten, denn wie es auf der Rückseite des Buches heißt „(…) verarbeitet der Autor seine Besuche in der mittelsächsischen Stadt Waldheim bzw. die dortigen Begegnungen auf spielerische Weise (…)“ und sorgt dafür, dass neben dem ironisch-sarkastischen Scheinwerfer auf die Menschen in diesem Städtchen auch das Städtchen Waldheim an sich dem Leser schmackhaft gemacht, ihm als eine touristisch attraktive Gegend vorgestellt wird, die aufgrund der vielfältigen Sehenswürdigkeiten, angefangen mit den 13 bewaldeten Hügeln über die nahe gelegene Burg Kriebstein bis hin zum ältesten Gefängnis Deutschlands, einen Besuch lohnt. Nur darf der Besucher dann nicht enttäuscht sein, wenn er keine Süßwasserhaie in der Zschopau vorfindet, auch keine „Zschopauperle“, ebenso wenig einen Tempelberg besteigen kann oder gar einem Busenzeichner über die Schultern schauen wolle. Doch wenn der Besucher, der sich in diese Gegend verirrt, seine Augen offen hält, begegnet er bei gutem Festhalten des Buches als Reiseführer dienend den meisten darin geschilderten Straßen und Plätzen, auf jeden Fall einem sehr wichtigen vorab, wenn er direkt im „Hotel Zum Tratschenden Löwen“ eingecheckt hat und dort ein paar Tage logiert, wobei er mit Hilfe des Buches zugleich auch überprüfen kann, ob er sich dort in der Realität befindet oder lediglich in der Kulisse dieses Theaterstücks. Einfach wird es nicht, das Buch von der Vorlage zu unterscheiden, oder die Vorlage vom Buch, doch der Abenteurer kommt garantiert auf seine Kosten, besonders wenn er nichtsahnend durch Waldheim schlendert, vorsichtshalber jede Straßenlaterne inspiziert, jeden Müllwagen auf verdächtige Geräusche hin untersucht, während er selbst dem Mörder auf die Spur kommen will, und plötzlich von lieblichen Tönen eines Balladensängers überrascht wird. Zum Schluss noch ein dringender Hinweis: Humorlose Leser sollten ihren Lesewunsch zur eigenen Rettung unterdrücken und gleich zum Lachen in den Keller der Schuster gehen, humorvolle hingegen das Buch sofort bestellen. Verena Lüthje, Kiel, Bloggerin
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