Tomas -
Aus dem Leben eines Callsboys


Radierungen: Willibrord Haas

Erschienen 1999
Paperback, 84 S., 21 x 26 cm, illustriert
Preis: 6,80 EUR | Bestellung
Zum Inhalt

Bei dem Titel dieses Buches handelt es sich um den wirklichen Namen des aus Tschechien stammenden jungen Mannes Tomas. Viele der hier geschilderten Erlebnisse sind autobiographisch. Tomas lebt ohne Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in Hamburg und schafft als Callboy an. 
 
Seine Geschichte wird von François Maher Presley aus verschiedenen Perspektiven erzählt, und es wird nicht mehr deutlich, ob der Ich-Erzähler fiktive Begebenheiten oder Tatsachen berichtet, Tomas spricht, oder der Autor. Damit soll auf der einen Seite die Aussichts- und Hoffnungslosigkeit des Lebens eines Prostituierten deutlich gemacht werden, andererseits aber auch das Leben in einer Wirklichkeit, die nur aus Verdrängung und Träumen zu bestehen scheint, aus eiskalter Berechnung und der Suche nach Liebe und Zärtlichkeit. 
 
Die Geschichte der Partnerschaft zwischen Tomas und seinem Freund Klaus wird von Erlebnissen, die das Leben auf dem Strich bestimmen, unterbrochen, um dadurch die Parallelität der Ereignisse widerzuspiegeln, ohne sie, die Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, zu stören. 
 
Eine weitere Perspektive ergibt sich durch die Radierungen des Künstlers Willibrord Haas, die zufällig ausgewählt wurden und mit den Personen, die im Text erwähnt werden, nicht identisch sind, und die vom Autor diesen zugeordneten lyrischen Texte, die zusammen vielleicht wahre Begegnungen zwischen Tomas und dem Autor beschreiben, bei denen allerdings nicht deutlich wird, ob es sich nicht eher um die Illusion solcher handelt, die im starken Widerspruch zu der eigentlichen Erlebniswelt von Tomas stehen. 
 
Abgerundet wird der Band durch zwei Interviews, in denen Tomas und ein Stammkunde im O-Ton zu Wort kommen und damit eine völlig neue Realität für den Leser schaffen.
Meinungen

Einzelne Episoden aus einem bewegten Stricherleben, scheinbar zunächst zusammenhanglos aneinandergereiht, ergeben doch bald ein genaueres Bild dieses Tomas, als eine lückenlose Erzählung es vermag... Teils Reportage, teils Porno - jedenfalls aber immer authentisch, ohne falsche Glorifizierung oder falsches Mitleid...
Ergänzt durch Radierungen von Willibrord Haas - interessant! Dirk Kurz, GayBooks
 
Aus einzelnen kurzen Texten entsteht das Leben eines tschechischen Strichers und Callboys in Hamburg. Die Aussichtslosigkeit des Lebens als Prostituierter wird ebenso sichtbar wie menschliche Begegnungen, die nicht nur auf Ausnutzung, sondern auf echter Zärtlichkeit und Geilheit beruhen. Erotische Radierungen des schwulen Künstlers Willibrord Haas sind den Texten gegenübergestellt und schaffen eine weitere Perspektive. Männerschwarm Verlag
 
Dieses Buch war für mich und insbesondere mich als Frau ein Ausflug in eine völlig andere Welt, mit der ich natürlich im Alltag nicht konfrontiert werde, soweit über das Leben von Prostituierten nicht in den Medien berichtet wird. Die Vielseitigkeit der Beschreibung, der Empfindungswelt, des Tagesablaufes, der persönlichem Umstände, die den hier beschriebenen Tomas zur Prostitution führten, die Träume, Wünsche, Hoffnungen des Jungen, aber auch die knallharte Realität, der bezahlte Sex und sogar die andere Seite, die des Freiers, reißen einen wirklich mit in diese Fremde. Ich denke, gerade mir als Mutter brachte das Buch auch viel Verständnis und berührte mich auch, hätte Tomas auch mein Sohn sein können. Sex und Liebe zeigen hier sehr wenig Gemeinsamkeit, Chat-Kontakte und Beziehungen können oft mit der Wirklichkeit nicht mithalten, wenngleich es ja auch andere Beispiele gibt. Empfehlenswert. Astrid Reick, Hamburg
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